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Häufige Krankheiten: Tinnitus
Einführung
Der Begriff Tinnitus aurium (lateinsch das Klingeln der Ohren)
oder kurz Tinnitus benennt ein Symptom, bei dem der Patient Geräusche
wahrnimmt, die keine äußere, für andere Personen wahrnehmbare
Quelle besitzt.
Der Tinnitus ist eine akustische Wahrnehmung
des Menschen, die zusätzlich zum Schall, der auf das Ohr wirkt,
wahrgenommen wird. Diese Wahrnehmung beruht auf einer Störung
der Hörfunktion des Menschen. Der Höreindruck des Tinnitus
hat also nichts mit dem Schall in der Umgebung des Patienten zu
tun. Die Art der scheinbar wahrgenommenen Geräusche ist sehr vielfältig.
Man fasst unter anderem folgende akustischen
Eindrücke unter dem Begriff Tinnitus zusammen:
Besonders in den letzten Jahrzehnten ist die
Anzahl der Tinnituspatienten in den westlichen Industrieländern
sehr stark angestiegen. Man spricht daher in Deutschland bereits
von einer Volkskrankheit.
Ursachen
Es sind viele Ursachen bekannt, die Tinnitus auslösen können.
Dazu gehören vermutlich:
-
Mittelohrerkrankungen mit Störung der Schallübertragung
- Starker Lärm (z.B. in Diskotheken)
-
Knalltraumata
-
Sauerstoffmangelversorgung des Innenohrs selber, aber auch
infolge von
-
Verspannungen der Hals- und Nackenmuskulatur
-
Virusinfektionen
-
Funktionsstörungen der Halswirbelsäule
-
Autoimmunerkrankungen
-
Entzündungen des Ohrs
-
Tauchunfälle (Dekompressionskrankheit oder Barotrauma)
-
Vergiftungen
-
Starker Nikotin- und Alkoholgebrauch
-
Medikamente (z.B. zur Malariaprophylaxe)
-
Stress und Psychosomatik
-
Infekte der oberen Atemwege Ein Tumor der Gehörnerven (Akustikusneurinom)
Es treten jedoch häufig Tinnitusfälle ohne
derzeit erkennbare medizinische Ursache auf.
Neben physiologischen Ursachen wie starkem Lärmeinfluss
oder Entzündungen des Ohres, beschäftigen sich manche Modelle
damit, den Tinnitus durch eine unvorteilhafte Signalverarbeitung
im Gehirn zu erklären. Die Annahme, dass ein Tinnitus im Gehirn
entstehen kann, wird durch einzelne Fälle gestützt, bei denen
ein Tinnitus durch das Trennen des Hörnervs nicht gestoppt werden
konnte.
Wenngleich der Ansatz manche Fragestellungen
relativ zwanglos erklären kann (beispielsweise, weshalb sich ein
Tinnitus verstärken kann, wenn man sich auf das Geräusch konzentriert),
bleibt das Problem, dass derartige Theorien nur schwer beweisbar
sind und viel Raum für Spekulationen lassen.
Symptome
Nach dem Zeitraum der Wahrnehmung eines Tinnitus werden im deutschsprachigen
Raum in der Regel drei Phasen unterschieden:
-
akuter Tinnitus (bis 3 Monate Dauer)
-
subakuter Tinnitus (bis 6 Monate Dauer)
-
chronischer Tinnitus (über 6 Monate Dauer)
-
objektivem Tinnitus, welcher auch von anderen Personen als
der Betroffenen gehört werden kann und
-
subjektivem Tinnitus, der nur vom Erkrankten wahrgenommen
wird, unterschieden werden.
In Hörtests wurde kein Zusammenhang zwischen
objektiv feststellbarer Stärke des Tinnitus und dem subjektiven
Empfinden des Leidens festgestellt. Es gibt also Menschen, die
sehr laute Ohrgeräusche haben, aber offenbar relativ gut damit
umgehen können.
Therapie (= Behandlung)
Zu Beginn der Krankheit erfolgt oft eine medikamentöse Behandlung
mit Vitamin E-Präparaten, Magnesium, Glucocorticoiden (z.B. Kortison),
intravenös gegebenen Lokalanästhetika wie Novocain sowie durchblutungsfördernden
Wirkstoffen (zum Beispiel Pentoxifyllin, HES (=Hydroxyethylstärke)
oder ein pflanzliches Ginkgo-Präparat).
Die Medikamente werden je nach Ausprägung
und vermuteter Ursache des Tinnitus entweder als Tablette oder
intravenös ("Infusionen") verabreicht. Qualitativ
hochwertige Vergleichsstudien, die eine Überlegenheit eines bestimmten
Medikaments gegenüber einem anderen belegen konnten, gibt es bislang
nicht. Ebenso konnte bis heute kein Nachweis dafür erbracht werden,
dass eines der Medikamente eine höhere Wirkung als Placebo erzielt.
Der Einsatz erfolgt vielmehr aus Erfahrungswerten und theoretischen
Überlegungen heraus.
Medikamentöse Behandlungen von chronischem
Tinnitus, zum Beispiel mit Stoffen, die in den Neurotransmitter-Haushalt
eingreifen, sind umstritten. Dies gilt u.a. für Tinnitustherapien
mit Caroverin, Glutaminsäure und Glutaminsäurediethylester, deren
Wirksamkeit wiederholt von Wissenschaftlern in Frage gestellt
wurde. Einzig das lokale Anästhetikum Lidocain konnte in hoher
Dosis bei intravenöser Applikation Ergebnisse erzielen, die einer
Placebo-Behandung signifikant überlegen waren. Jedoch hielt die
Wirkung in den entsprechenden Studien nur für sehr kurze Zeit
an. Darüber hinaus wurde eine hohe Rate von Nebenwirkungen beobachtet,
so dass eine langfristige Therapie mit Lidocain nicht in Frage
kommt.
Die früher bei schwerem, chronischen Tinnitus
durchgeführte Durchtrennung des Nervus acusticus wird wegen der
niedrigen Erfolgswahrscheinlichkeit nicht mehr durchgeführt. Die
Tatsache, dass eine Unterbrechung des Hörnerven einem großen Teil
der Patienten keine Linderung brachte, könnte ein Zeichen dafür
sein, dass die Ursache des chronischen Tinnitus nicht im Innenohr
liegt.
Neueste Forschung untersucht momentan, ob die
transkranielle Magnetstimulation zur Milderung des Tinnitus geeignet
ist. Wenngleich erste Ergebnisse bei einer bislang sehr kleinen
Zahl von Patienten ermutigend ausfielen, stehen Langzeitergebnisse
von größeren Patientengruppen noch aus.
Es gibt eine Vielzahl alternativer Behandlungsmethoden,
die jedoch teilweise sehr umstritten sind. Unter anderem wird
die Stellatum-Blockade zur Erweiterung der Blutgefäße in Kopf
und Hals sowie die hyperbare Sauerstofftherapie verwendet. Die
Patienten müssen die Kosten für diese Behandlungen in der
Regel selbst aufbringen, da ihre Wirkung unbewiesen ist. Zu berücksichtigen
ist, dass Tinnitus in der Akutphase auch ohne Behandlung leiser
werden bzw. ausheilen kann.
Entspannungsübungen wie zum Beispiel Autogenes
Training, Progressive Muskelentspannung oder auch Meditation
können die Chance auf Linderung eventuell verbessern. Die Chance
auf eine vollständige Heilung des Tinnitus ist in den ersten drei
Monaten noch sehr hoch.
Ginkgo, das in mehreren Testreihen
intensiv untersucht wurde, erzielte bei chronischem Tinnitus die
gleichen Ergebnisse wie ein Placebo-Präparat, die Wirksamkeit
einer Ginkgotherapie muss daher stark in Zweifel gezogen
werden.
Übersicht der häufigsten Krankheiten:
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